Die Sage über die Entstehung von Limbach

Vor vielen, vielen Jahren, als noch Feen und weise Frauen unter uns lebten, stand in unserer Gegend auf einer Anhöhe ein Haus. Darin wohnten drei Feen, die Schwestern waren. Von ihrem Hof führte eine goldene Brücke übers Tal zum nächsten Hügel, wo in einer Höhle Bergmännlein wohnten. Diese gruben in der Tiefe und brachten Gestein zu Tal, und wenn sie einen Kristall, oder einen anderen glänzenden Schmuckstein fanden, so gehörte er den drei Schwestern, denn nur mit diesen kamen die Bergmännlein zusammen, sonst bekam sie keiner der Menschen je zu sehen.

Wegen der Raben, die um diesen Hof gerne kreisten, wurde der Feenhof „ Rabenhof “ genannt. Sie wurden oft von den Schwestern gefüttert, wenn sie über die goldene Brücke zu den Bergmännlein spazierten.

Eines Abends gingen die drei Schwestern wie gewöhnlich über die Brücke, als die Jüngste stolperte und dabei einen Schuh verlor. Es war ein zierlicher Schuh, vorne spitz und ganz aus Gold. Er fiel über die Brücke und verschwand im Dunkeln, schlug in der Wiese auf und bohrte sich mit der Spitze in den Boden.

Bald sickerte Wasser daraus hervor und am nächsten Morgen sprudelte dort ein Bächlein zu Tal. Der Schuh wurde durch das Wasser weggeschwemmt und war verschwunden. Der Bach wurde Limbach genannt. Die drei Feenschwestern begannen den Schuh zu suchen, denn goldene Schuhe hatten nicht einmal die Feen alle Tage anzuziehen. Aber wo sie auch suchten, unter der Brücke und weiter Tal abwärts, denn dorthin könnte der Schuh auch gekollert sein, er war und blieb verschwunden.

Da war die Jüngste der drei Schwestern sehr traurig, denn sie hatte nur noch einen Schuh und mit einem Schuh konnte sie doch nicht tanzen.

Sie tanzte aber so gerne, wie alle Feen. Sie bat die Tiere und die Vögel, doch Ausschau zu halten, vielleicht finden diese den verlorenen Schuh. Tag um Tag verging, und keines der Tiere fand den Schuh.

Da wandten sich die Feen an die Menschen und sprachen: „Wer den Schuh findet und ihn zurückbringt, der wird reich belohnt werden!“ Das Wasser aber hat den Schuh fortgerissen, zu einem anderen Bach, der eine Mühle trieb. Im Wasserrechen, wo der Mühlgang abzweigt, ist der Schuh hängen geblieben. Da kamen einmal drei Burschen daher, die in der Mühle über Nacht blieben. Weil sie kein Geld hatten, wollten sie dem Müller etwas Gutes tun und ihm den Mühlgang reinigen. Der eine öffnete den Mühlschlag, sodass das Wasser nicht mehr die Mühle treiben kann. Der Zweite sah beim Rechen, der nur das Wasser durchgelassen hatte, etwas glänzen, der dritte Bursch stieg in den Schlamm, schaufelte den ganzen Unrat heraus, dass das Wasser ungehindert das Mühlrad treiben konnte.

Der Schlammklumpen, der wie ein Edelstein glänzte, wurde von den Dreien im Bach gewaschen und der schon so lange gesuchte Schuh war gefunden.

Die Drei machten sich gleich auf den Weg zum „Rabenhof“, um den Schuh zurückzubringen. Da waren die Feen froh und luden die drei Brüder ein, doch eine zeitlang bei ihnen zu bleiben. Das ließen sie sich nicht dreimal sagen, denn auf dem Hof hat es ihnen gleich gefallen, und besonders die drei Feenschwestern hatten es ihnen angetan. Sie blieben gerne und halfen mit, wo sie nur konnten, denn sie waren recht geschickt in der Arbeit.

Als die Ernte vorüber und es Zeit zum Weiterziehen war, wurden alle sehr traurig, denn jede der Schwestern hatte sich in einen der drei Brüder verliebt. Bei den Brüdern war es genauso, aber sie konnten es den Feen doch nicht zeigen, wie verliebt sie waren, das waren ja andere Wesen. Als sie eines Abends beisammen waren, jeder mit seiner insgeheim Auserwählten, und alle immer trauriger wurden, weil sie doch fort sollten, da fasste sich die Jüngste, die den Schuh verloren hatte, und nahm ihren Burschen in ihre Arme und gab ihm einen Kuss, war´s , weil er den Schuh gefunden hatte, war´s, weil er Abschied nehmen wollte, oder war´s, weil er nicht zu sagen traute, wie lieb er sie hatte.

Damit aber war´s vorbei mit der Traurigkeit bei den Sechsen, denn die beiden anderen Brüder nahmen jeder die Seine in die Arme und machten es der Jüngsten nach, die es sich nur gern gefallen ließ.

Als nun wie jedes Jahr nach der Ernte ein Franziskanerpater umherwanderte, um für das Kloster in Güssing seinen Anteil zu holen, musste er länger bleiben, denn er hatte drei Paare zu trauen, die nun immer beisammen  bleiben wollten.

Nun waren auch die drei Schwestern gewöhnliche Menschen geworden, weil sie durch die Hochzeit alle ihre Feenkräfte verloren hatten. Die goldene Brücke verschwand genauso wie die Bergmännlein, die man seither nie mehr sah. Eines aber blieb auf dem Hof. Alles, was die Bewohner anfassten, gelang ihnen und sie wurden immer reicher und angesehener in der Umgebung. Denn wenn ein Bewohner aus den umliegenden Orten ratsuchend hinkam, so ging er getröstet wieder heim.

Das hat sich herumgesprochen und eines Tages hatte dies auch der König gehört. Er schickte ihnen durch seinen Boten eine Fahne, die dieser gleich am Hausgiebel anbrachte. Nun musste in Kriegszeiten von diesem Hof ein bewaffneter Reiter zum Heer gesandt werden, und das war damals eine große Ehre. Der Hof, heute ist es das Haus Hofried 6, wurde noch Jahrhunderte danach "beim Fandl“ genannt.